Kirst, Belletristik

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HANS HELLMUT
KIRST
VERFOLGT VOM
SCHICKSAL
ROMAN
VERLAG KURT DESCH
Der Erfolgsautor Hans Hellmut Kirst mobilisiert diesmal seine besonderen
Fähigkeiten, Dinge und Personen frontal anzugehen und mit ständig
wechselndem Szenenbild und seinem typischen Slang die Spannung zu
fördern und die Lektüre ›genüßlich‹ zu gestalten. Kirst leuchtet grell in die
Machenschaften und die Denkungsart einer Gesellschaftsschicht hinein,
die sich aus wahren ›Standfiguren einer profitgierigen Zeit‹
zusammensetzt. Dieses Buch ist scharfsinnig, fesselnd, zeitkritisch
interpretiert und macht das Geschehen mit vielen tatsächlichen
Begebenheiten aus der jüngsten Geschichte Münchens glaubhaft.
Scan: der_Leser
K&L: Yfffi
Dezember 2002
Was in diesem Buch steht, ist nicht exakt der Wirklichkeit
nachgebildet. Es handelt sich um ein Produkt aus
dokumentarischen Unterlagen, subjektiven Ausdeutungen und
dichterischer Freiheit.
Mittelpunkt ist die Arbeit der Kriminalpolizei, deren
Möglichkeiten und Gefährdungen, die Funktion ihrer
Apparatur und die hohe Anforderung an ihre Menschen. So
realistisch diese Vorgänge nachgestaltet worden sind, der
Hintergrund, der Bereich der Politik, hat mehr symbolischen
Charakter. Es handelt sich dabei weder um bestimmte Parteien
noch um bekannte Persönlichkeiten, sondern nur um denkbare
Möglichkeiten genereller parteipolitischer Spielarten. Dies ist
also ein Roman.
Die Wahrheit
kann auch wie ein Baum sein.
Ständiger Schatten vermag sein Wachstum zu ersticken;
er kann verbrennen, wenn er stets der Sonne preisgegeben ist;
er verfault, wenn Wasser seine Wurzeln umspielt;
findet aber kein Wasser zu ihm, trocknet er aus.
Entscheidend ist also allein,
wohin so ein Baum gepflanzt worden ist.
Der Kriminalbeamte außer Dienst Keller über den
Kriminalkommissar Krebs, Chef des Dezernates »Sitte«: »So
emsig und ahnungslos wie Krebs habe ich noch niemand an
einem Grab schaufeln sehen, das auch sein eigenes hätte
werden können.
Was er dabei an den grellen Tag brachte, war eine Menge
Unrat und Abfall; das stank dann einigen so sehr, daß sie alles
in ihrer Macht Stehende taten, um dieser penetranten
Wahrheitsausgrabung Einhalt zu gebieten.
Innerhalb von zweimal vierundzwanzig Stunden – während
der beiden letzten Tage des alljährlichen Münchner
Oktoberfestes – wurde alles erledigt. Auch jemand, der in
dieses Grab hineingelegt werden konnte.«
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Es war nur das Übliche, das ganz und gar Alltägliche –
zumindest für diesen Mann. Der hatte schon lange aufgehört,
Abscheu oder gar Entsetzen zu empfinden – auch wenn, wie
hier, ein schwer mißhandeltes Kind vor ihm lag. Kaum daß
diese Nacht für ihn als Kriminalbeamten begonnen hatte.
Dieser Mann hieß Krebs, Konrad mit Vornamen. Kommissar
im Polizeipräsidium, dort Leiter des Dezernates »Sitte«; mithin
verantwortlich für entsprechende Delikte – etwa Zuhälterei,
Prostitution und Pornographie.
Wobei das letztere ständig an Bedeutung verlor; außer für
einige wenige Beamte, die sich gerne entsprechende aus dem
Verkehr gezogene Fotos und Filme ansahen. Auch um
Prostitution brauchte man sich in diesem Amt kaum noch
sonderlich zu kümmern – so was galt neuerdings als eine Art
Gesellschaftsspiel. Und Homosexualität war schon lange kein
Sonderproblem mehr.
Dennoch sollten die im Bereich »Sitte« tätigen Beamten
noch immer nicht arbeitslos werden. Keine monströse
Scheußlichkeit, die in diesem Bereich nicht denkbar gewesen
wäre. Und diese fast immer besudelt mit Blut, Sperma, Urin.
»Kloake schwerer seelischer Verdauungsstörungen«, hatte
Keller, der große alte Mann des Präsidiums, diesen Bereich
genannt.
Im Augenblick jedoch war vorerst lediglich dies zu
registrieren: Samstag – der 7. Oktober, der vorletzte Tag des
diesjährigen Oktoberfestes in München. Wetterbericht:
trocken, vielfach heiter. Nachts gebietsweise Frost. Tagsüber
Erwärmung auf 14 bis 18 Grad. Sonnenuntergang: 17.42 Uhr.
»Tatzeit etwa gegen zwanzig Uhr dreißig«, meldete ein
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